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Fischer betreiben aktiven Artenschutz

 

Der Fischschutzverein Siegburg setzte Jungaale und das Wanderfischprogramm NRW Lachsbrütlinge in die Sieg ein

 

Der europäische Aal ist hoch gefährdet. Als einer der beliebtesten Speisefische Deutschlands ist er auch unter Anglern ein höchst begehrter Fisch. Eigentlich gilt er von alters her als sehr robust und man sagt ihm ein zähes Leben nach. Nicht umsonst war früher mitunter von frisch gefangenen Aalen die Rede, die sogar noch aus der Pfanne sprangen.

 

Auch die Angler an Rhein und Sieg hat es sehr getroffen als ihre Aalfänge vor Jahren enorm einbrachen. Parasiten und negative Umwelteinflüsse unserer Industriegesellschaft schaden den Aalen derart, dass sie vermutlich den weiten Weg zur Sargasso See beim Golf von Mexiko nicht mehr schaffen. Dort müssen aber alle europäischen Aale hin um sich fortzupflanzen. Die Nachkommenschaft, die als winzige Glasaale früher in unvorstellbaren Massen an unseren Küsten ankamen um die Heimatgewässer ihrer Eltern anzusteuern, bleiben inzwischen zu mehr als 90 % aus. Die wenigen verbliebenen laichreifen Aale, die sich heutzutage noch auf den Weg in Richtung Karibik machen, werden dann auch noch in Turbinen zur Stromgewinnung grausam zerstückelt oder Opfer der immer zahlreicher werdenden Kormorane, die es früher hier bei uns an der Sieg so nicht gegeben hat.

Die europäische Kommission hat vor Jahren reagiert, den Speiseaalexport nach Asien, wohin massenhaft Aale geliefert wurden, untersagt und den Mitgliedsstaaten aufgegeben Schutz-, besser gesagt Rettungsmaßnahmen für den europäischen Aal zu ergreifen. Im Land Nordrhein-Westfalen werden deshalb seit Jahren vermehrt Jungaale auf Staatskosten in die Flüsse eingesetzt. Aber auch die Fischereivereine beteiligen sich mit enormen finanziellen Anstrengungen an der Rettung der Aalbestände. Die raren Besatzfische sind heutzutage natürlich sehr teuer. Der Fischschutzverein Siegburg allein setzt Jahr für Jahr zusätzlich zu dem staatlichen Hilfsprogramm für rund 3.000,- Euro Jungaale in die Sieg ein.

Die Fotos zeigen den Aalbesatz, der in diesen Tagen vorgenommen wurde. Gewässerwart Marcus Otto aus Siegburg-Seligenthal und sein Stellvertreter und Fischereiaufseher Jochen Quabeck aus Troisdorf setzten letzte Woche einen ganzen Tag lang rund 6.000 ca. 10 bis 20 cm lange Jungaale in die Sieg ein. Der Besatzvorgang ist sehr zeitraubend, denn für die jungen Aale müssen geeignete Lebensräume gesucht werden. Das sind Uferbereiche mit groben Steinen, in deren Lücken die winzigen Aale gute Versteckmöglichkeiten finden, denn sie sollen nicht gleich Opfer der zahlreichen Barsche, Döbel, Forellen oder anderer Fressfeinde werden.

Auch die Mitarbeiter des Wanderfischprogramms NRW sind in diesen Tagen draußen. Rund 270.000 Brütlinge des Atlantischen Lachses, allesamt Nachkommen von Sieglachsen, werden in die Freiheit entlassen. Diese Jungfische sind zuvor im Wildlachszentrum Rhein-Sieg in Siegburg-Siegelsknippen auch aus den Eiern heimgekehrter Sieglachse erbrütet worden. Das Wildlachszentrum ist eine Gemeinschaftseinrichtung der hiesigen Fischerei an Sieg, Agger und Bröl, des Landes NRW und des Fischereiverbandes NRW sowie weiterer Kooperationspartner im Wanderfischprogramm NRW und dient der Wiedereinbürgerung des Atlantischen Lachses und weiterer Wanderfische im Rhein- und Siegsystem.

Aber nicht nur Aalen und Lachsen muss zum Überleben geholfen werden. Leider haben die Menschen die Flüsse in den vergangenen zweihundert Jahren enorm verändert. Der Rinnencharakter auch der Sieg ist natürlich nicht der Urzustand. Vielmehr prägte zuvor ein vielgestaltiges Bild mit zahlreichen Altgewässern, Mäandern und heterogener Uferstruktur den Fluss. Und dort fanden sich zahlreiche verschiedene Lebensraumstrukturen für eine große Artenvielfalt unter den Fischen. Heute fehlen vor allem Bereiche mit weicher Unterwasserflora, die z. B. dem Hecht gute Laichbedingungen bietet und die überwiegend begradigte Sieg verhindert auch, dass der Karpfen erfolgreich ablaichen kann. Die Besatzfische dieser Arten werden Jahr für Jahr im Herbst eingesetzt, weil sich die kalte Jahreszeit dafür besonders eignet.

Dann müssen Marcus Otto und Jochen Quabeck wieder raus um unterstützt durch weitere Mitglieder des Fischschutzvereins Siegburg wieder Fischhege durch Besatz zu betreiben.

 

Und in dieser Zeit werden die Mitarbeiter des Wanderfischprogramms auch wieder draußen sein, nämlich täglich an der Kontroll- und Fangstation für Wanderfische am Siegburger Siegwehr auf der Buisdorfer Seite. Dann werden nämlich die rückkehrenden Lachse der diesjährigen Saison erwartet. Deren Nachwuchs soll dann im Sommer 2018 in die Sieg und Nebenflüsse entlassen werden. Bleibt zu hoffen, dass die Sieg von September bis November deutlich mehr Wasser führen wird als in den beiden letzten Jahren. Nur ein genügendes Wasserregime ermöglicht zahlreichen Lachsen eine Heimkehr in ihren Heimatfluss.